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„Ein Ehering aus Gold steht für zwölf Tonnen Giftmüll“

Veranstaltungsbericht: Kampagne Bergbau Peru im Dialog mit Goldschmieden.

Goldabbau in Peru geht häufig mit gravierenden sozialen und ökologischen Auswirkungen einher: zum Beispiel ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und Zerstörung von Ökosystemen. Dem Gold, das wir als Schmuck kaufen, sieht man das nicht an. So ist das Thema Gold (mit Kupfer) ein zentrales Element im Jahresprojekt der Kampagne Bergbau Peru. In diesem Rahmen hat sie die Goldschmiede- und Schmuckbranche am 15. Mai 2024 zu einer Online-Diskussionsveranstaltung eingeladen.

Zunächst beschrieb Dr. Hartmut Heidenreich vom Koordinationsteam der Kampagne die Auswirkungen des Goldabbaus in Peru auf Menschen und Umwelt anschaulich – für den industriellen Großbergbau ebenso wie für den artisanalen, also handwerklichen Kleinbergbau. Da ein Ehering mit Gold aus konventionellem Bergbau für mehr als zwölf Tonnen Giftmüll steht und wir so die Probleme den Rohstoffländern aufbürden, fragen laut Heidenreich auch viele Paare nach Alternativen.

Anschließend stellten Branchenvertreter*innen in Impulsvorträgen ihre Sicht und vor allem ihre Handlungsansätze dar: Dr. Guido Grohmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien e.V., betonte, dass die deutsche Schmuckindustrie bereits verschiedene Ansätze mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit verfolge und dabei nicht nur die negativen Auswirkungen minimieren, sondern auch einen positiven Beitrag leisten möchte. Der Recyclinganteil des von der deutschen Schmuckindustrie verarbeiteten Goldes sei bereits sehr hoch.

Anna Römer zeigte auf, wie die Meistergoldschmiede Grüngold in Tübingen Unikatschmuck aus fair gehandelten Rohstoffen herstellt. Auf die unterschiedlichen Abbauarten und Herkunftsländer des Goldes ging sie dabei ebenso ein wie auf die Anforderungen durch die Siegel Fairmined und Fairtrade. Sie hob hervor, dass durch die Verwendung dieser Siegel bei der Bevölkerung vor Ort, die vom Goldabbau lebe, ein positiver „Impact“ geschaffen werde, während bei der Verwendung von Recyclinggold die Herkunft und die Lieferkette häufig intransparent seien.

Im Verlauf der Diskussion wurde das Spannungsfeld deutlich, in dem wir uns bewegen, wenn wir uns mit Goldabbau und Goldverwendung beschäftigen. Einerseits leben weltweit viele Menschen vom Goldabbau, denn 10 bis 20 Prozent des weltweiten Goldes kommen aus dem artisanalen und Kleinbergbau, meist aus Afrika und Südamerika. Alternative Einkommensquellen durch Arbeitsplätze in anderen Sektoren zu schaffen, muss das Ziel sein, bleibt aber zum Teil schwierig – nicht zuletzt, weil der hohe Goldpreis lockt. Andererseits kann Gold ohne Qualitätsverlust recycelt werden. Dies spricht für eine Verwendung des bereits abgebauten Goldes bei technisch erforderlicher Anwendung und auch bei Schmuck.

Auf Gold zu verzichten, wäre angesichts der vielfältigen Problematiken ein guter Weg. Für Schmuck und Eheringe können andere Materialien genutzt werden, zum Beispiel Holz oder Messing. Für die Technik, insbesondere bei elektronischen Geräten wie Handys und Laptops gilt: möglichst lange nutzen und fachgerecht entsorgen bzw. recyclen.

Die Veranstaltung hat gezeigt: durch die Diskussion um Alternativen und das Ansprechen der Probleme tragen wir zu einem Bewusstseinswandel bei und setzen dem sauberen, „reinen“ Image des Goldes eine kritische Betrachtung entgegen. Zugleich ermutigen wir Menschen, nach Alternativen zu fragen, und die Goldschmiede- und Schmuckbranche, Arbeiten mit Altgold und (nachweislich unbedenklichem) Recycling-Gold anzubieten.

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