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Kurz gemeldet – Juni 2024

Clarín-Museum in Cajamarca

In Cajamarca gibt es jetzt ein Museo Taller del Clarín, in dem traditionelle Instrumente wie Clarín, Caja, Flauta und Maichiles ausgestellt werden. Gegründet und in seinem Haus eingerichtet hat das Museum der 74-jährige ehemalige Universitätsprofessor Julio Zamora Castro, der seit über 20 Jahren das Blasinstrument Clarín erforscht. Sein Ziel ist es, über die traditionellen Musikinstrumente zu informieren und so ihren Fortbestand zu sichern. Vor zwei Jahren gewann Zamora Castro den Kunst-Innovationspreis des Tourismusministeriums für die Erfindung eines zerlegbaren Claríns, einem sehr langen Instrument. Mit dem Preisgeld finanzierte er die Einrichtung des Museums.

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Späte Gerechtigkeit für Edwin Chota und weitere Ashéninka aus Saweto

Vor über zehn Jahren wurden vier Ashéninka-Umweltschützer aus dem Dorf Saweto (Region Ucayali) von illegalen Holzfällern ermordet. Seitdem kämpfen die Hinterbliebenen und die Mitglieder von Saweto, unterstützt von peruanischen und internationalen Organisationen (unter anderem der Informationsstelle Peru) um die Bestrafung der Mörder. Im April 2024 verurteilte der Oberste Gerichtshof von Ucayali die vier Mörder zu einer langen Gefängnisstrafe von 28 Jahren und einer finanziellen Wiedergutmachung in Höhe von 200.000 Soles (umgerechnet rund 46.000 Euro). Die Vollstreckung des Urteils wurde aber ausgesetzt, bis das Urteil in zweiter Instanz bestätigt wird.


Forschungsprojekt „Jaguar, Drohne, Mensch: Indigene Wachsamkeit in Amazonien“

Eine Gruppe indigener Frauen und Männer dokumentiert seit einigen Jahren die Umweltveränderungen und -zerstörungen im amazonischen Regenwald – mit der Hilfe von technischen Geräten (zum Beispiel Drohnen), die von externe Akteur*innen bereitgestellt werden. Gemäß dem traditionellen indigenen Wachsamkeitsverständnis wachen jedoch auch nicht-menschliche Wesen über die Integrität des Waldes, verkörpert etwa durch den Jaguar. Nun untersucht ein Forschungsprojekt der Universität München, wie sich Wachsamkeitskonzepte und -praktiken durch die Einführung neuer Technologien verändern. Auch die Auswirkungen des durch die internationale Kooperationen erweiterten Akteursettings werden analysiert.

Ein ausführlicher Artikel über das Projekt und die erste Forschungsreise ist hier zu lesen.


Zunehmende Armut soll nicht öffentlich werden

Immer im Mai veröffentlicht der staatliche Statistikdienst INEI die Armutsstatistik vom Vorjahr. Als bekannt wurde, dass die Armutsquote auch 2023 wieder gestiegen ist, ordnete Präsidentin Boluarte an, die Präsentation der Daten abzusagen. Damit konnte sie sich allerdings nicht durchsetzen – ganz im Gegenteil: Das Manöver führte dazu, dass dem Thema größere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Als die Zahlen schließlich öffentlich wurden, versuchte die Regierung, die Verantwortung für die Zunahme der Armut auf die politischen Proteste Anfang 2023 zu schieben. Expert*innen widerlegten diese These jedoch. Viele von ihnen sahen die Ursache vielmehr in der schlechten Regierungsführung, die ein Wirtschaftswachstum verhindert und keine Strategie zur Armutsbekämpfung hat.

Auch die zunehmende Kriminalität trage zur Armut bei, da sie vor allem die Einkommensmöglichkeiten der armen Bevölkerung beeinträchtigt, durch Überfälle etwa auf kleine Läden oder Mototaxi-Fahrer. Der Wirtschaftsexperte Eduardo Zegarra sieht eine Ursache auch in der politischen Instabilität seit 2016, die Investitionen im Land unattraktiver werden lässt. Während in anderen lateinamerikanischen Ländern die Armut seit Ende der Covid-19-Pandemie wieder abnimmt, ist sie in Peru von 20.5% vor der Pandemie auf 29.5% im Jahr 2023 gestiegen.


Fortschritte bei der Aufarbeitung der Tötungen während der politischen Proteste von 2023

Seit der Suspendierung der Generalstaatsanwältin Patricia Benavides gab es kleine, aber wichtige Fortschritte bei den Ermittlungen zu den Toten bei den Protesten im Frühjahr 2023 durch Polizei- und Militäreinsätze. So hat eine Spezialeinheit der Staatsanwaltschaft zwei Unteroffiziere und einen Kommandanten der Nationalpolizei als Verantwortliche für die Tötung von drei Protestierenden in Arequipa im Dezember 2022 und Januar 2023 identifiziert. Im Fall von Juliaca haben die Staatsanwält*innen „ernstzunehmende Hinweise“ auf die Verantwortung von 16 Polizisten und drei Militärs für Mord in 18 Fällen und schwere Körperverletzung in 20 Fällen gefunden.

Die Mutter eines der Opfer zeigte sich zufrieden, dass die Kämpfe der Angehörigen endlich erste Ergebnisse zeigten: „Es hat sich gelohnt, zu demonstrieren, Nachtwachen zu halten und auf den Straßen in Lima zu schlafen“, sagte Rosa Luque Mamani.


Abgerutscht: Peru auf Platz 110 von 180 in der Rangliste der Pressefreiheit

Reporter ohne Grenzen hat im Mai die neue Rangliste der Pressefreiheit veröffentlicht. Dabei ist Peru von Platz 77 auf Platz 110 abgerutscht. Die Rangliste stützt sich auf fünf Indikatoren: Neben Sicherheit sind dies politischer Kontext, rechtlicher Rahmen, wirtschaftlicher Kontext und soziokultureller Kontext. Im Bericht heißt es: „Besonders gefährdet sind in Peru Medienschaffende, die über soziale Konflikte, Umweltkonflikte, Korruption oder die Infiltrierung der Behörden durch die Drogenmafia recherchieren, vor allem im ländlichen Raum. Die Hauptbedrohung geht von den Verleumdungsgesetzen aus, mittels derer Journalist*innen bedroht, eingeschüchtert oder verfolgt werden. Die Medienlandschaft vor allem in den Bereichen Print und Online ist sehr konzentriert und wird in weiten Teilen von der El-Comercio-Gruppe dominiert.“


Geplante Gesetzesänderungen gefährden die Arbeit von NROs

Im peruanischen Kongress werden gerade mehrere Vorschläge zur Änderung des peruanischen Gesetzes über die Agentur für internationale Zusammenarbeit (APCI)verhandelt. Damit soll vor allem eine stärkere staatliche Kontrolle über die finanzielle Unterstützung erreicht werden, welche Nichtregierungsorganisationen (NROs) aus dem Ausland erhalten. Die neuen Beschränkungen würden es erheblich erschweren, Mittel von internationalen Organisationen zu erhalten und damit den Fortbestand vieler Projekte und Programme gefährden.

Vorgesehen ist außerdem die direkte Kontrolle durch Kongressabgeordnete. Das gefährdet die Unabhängigkeit und Neutralität von NROs und ermöglicht die willkürliche Auflösung von Organisationen ohne triftigen Grund oder ein ordentliches Verfahren. Die Gesetzesinitiative war begleitet von öffentlicher Stigmatisierung, Fehlinformation und Diffamierung der Arbeit der NROs.

Die COEECI, ein Zusammenschluss von Organisationen der nichtstaatlichen Entwicklungs­zusammenarbeit in Peru, hat die Gesetzesinitiative in einer öffentlichen Stellungnahme scharf kritisiert. Auch 16 Botschaften, darunter die deutsche und die der EU, haben sich deutlich positioniert. Der öffentliche Druck scheint sich – zumindest für den Moment – ausbezahlt zu haben: Die Verabschiedung des Gesetzes ist von der Tagesordnung des Kongresses genommen worden.

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